Home | Impressum | Kontakt
Login

Interview mit Thomas Godoj



Thomas Godoj - der Sieger der letzten Staffel von Deutschland sucht den Superstar - hat vor kurzem sein Album veröffenlicht. Wir haben ihn bei seinem zweitägigen Promo-Aufenthalt in der Schweiz zu einem Interview einladen dürfen.

hitparade.ch: Vor sechs, sieben Jahren begann der Boom der Casting-Shows. Die meisten davon wurden nach ein oder zwei Staffeln eingestellt. Die Einzige, die nach wie vor erfolgreiche Künstler hervorbringt, ist DsdS. Woran denkst du liegt das?
Thomas: Ich glaube das liegt daran, dass immer eine Band dabei war, es war immer live, immer real und die Leute haben einfach immer gut zusammengearbeitet. Immer war eine Top-Band am Start. Es ist ja auch immer eine Frage der Technik. Es lief immer alles sehr professionell ab. Es wurde immer super für die Zuschauer auf die Mattscheibe rübergebracht. Ja und auch Dieter Bohlen spielt da eine sehr grosse Rolle. Ich glaube, alles passt einfach sehr gut zusammen und deswegen funktioniert diese Sendung auch.

hitparade.ch: Du hättest in den letzten Jahren unzählige Möglichkeiten gehabt, an DsdS oder anderen Casting-Shows teilzunehmen. Was hat dich dazu bewogen, gerade jetzt ein Casting zu besuchen?
Thomas: Ich wollte immer den klassischen Weg wählen. Ich hatte ja auch eine Band und wollte dies so über die Jahre hinweg versuchen. Leider ist es immer wieder aus finanziellen Gründen gescheitert. Irgendwann musste man sich die Frage stellen, ob man immer mehr und mehr Geld da reininvestieren will, und doch kommt nichts zurück? Man müsste seinen Lebensstandart halt auch zurückschrauben, und sowas macht nunmal nicht jeder mit. Man muss Leute haben, die sagen: Okay, ich lebe dafür und für mich kommt nichts Anderes in Frage. Es ist schwer, aber man kann das diesen Leuten nicht übel nehmen. Ich verübel das meinen Freunden nicht. Jeder muss selber über sein Leben entscheiden. Dass ich mich bei DSDS angemeldet habe, war der letzte Schritt, den ich noch ausprobieren wollte. Ich hätte sowieso weiter Musik gemacht, aber dann halt nur so nebenbei…

hitparade.ch: Wie groß war dein Interesse an den bisherigen Staffeln?
Thomas: Ich habe sie auf jeden Fall auch mitverfolgt. Nicht alle zwar, aber ich habe viele Sendungen gesehen. Immer dann, wenn es ein wenig spannender geworden ist, so gegen Ende, dann schaute ich es mir an. Ich kann mich davon nicht freisprechen - das können viele nicht. Die Leute sagen immer "Nee, ich kuck das nicht, ich find das total scheisse", aber jeder weiss Bescheid darüber. Schizophrenie schadet nie.

hitparade.ch: Konkurrenten und Freunde - ist das zwischen den Teilnehmern der Show überhaupt möglich?
Thomas: So von wegen Konkurrenz und so: Das wird von den Medien natürlich immer total aufgebauscht und hochgepuscht. Auch dieses Konkurrenzdenken hie und da… Ich war auch nicht da um irgendwelche Geschichten zu erzählen und Stories zu machen. Und ich wollte auch nichts schauspielern, was ich gar nicht bin. Mein Weg und auch mein Ziel war immer die Musik und auch so weit es geht zu kommen. Ich wollte einfach abwarten was passiert und den Versuch wagen, da mitzumachen. Das war von Anfang an mein Vorhaben.

hitparade.ch: Denkst du, dass das mit ein Grund für deinen Sieg war? Dass du von den Leuten in Sachen Musik ernster genommen wurdest als die anderen Kandidaten?
Thomas: Keine Ahnung, da müsste man die Leute draussen befragen. Ich habe mich einfach nicht verbiegen lassen und immer das gemacht, was die Leute von mir verlangt haben. Ich habe mich nicht in eine Schublade stecken und mich auch nicht provozieren lassen. Bei DSDS ist es halt so, dass die Presse immer dabei ist. Dauernd hast du eine Linse vor deinem Gesicht und ein Mikrofon, und immer wenn eine Story passiert ist, hiess es: "Und, was hältst du davon? Sag doch auch mal was dazu!". Man musste sich zu allen Dingen äussern und rechtfertigen. Das sind Dinge, mit denen man versuchen sollte vernünftig umzugehen. Gewisse Kompromisse braucht es immer wieder im Leben. DSDS ist eine Plattform, auch ein Sprungbrett, und eine Ausbildung bekommt man auch noch. Deswegen finde ich die Sendung toll. Es ist so ein Geben und Nehmen. Wie eigentlich im normalen Leben auch. So muss man das sehen.

hitparade.ch: Du hast bei jeder einzelnen Finalshow die meisten Stimmen erhalten. Ganz ehrlich, warst du dir von Anfang bewusst, dass du DER Favorit bist? Oder wann wurde dir das bewusst?
Thomas: Eigentlich gar nicht. Klar, als ich mit Fady im Finale stand, da dachte ich: "WOW, du stehst ja im Finale, krass, das hätt ich jetzt echt nicht gedacht und so" (lacht). Aber sicher war ich mir nie. Die haben mich auch zweimal nach vorne geholt, ich war mir wirklich nie sicher, in keiner Show. Ich habe auch immer nur von Show zu Show gedacht. Klar, wenn Kommentare von der Jury kamen, wo man gemerkt hat, ich habe die zu dem Zeitpunkt vielleicht überzeugt und die fanden das toll - sowas ging natürlich runter wie Öl. Aber sowas muss man danach hinter sich lassen und sagen: Okay, Show abgehakt, jetzt kommt die nächste Sendung. Immer stufenweise. Gesundes Denken einfach. Ich glaube, wenn man sich da anmeldet und mitmacht, sollte man auf jeden Fall versuchen, dieses gesunde Denken durchzuziehen.

hitparade.ch: Du hast einige Jahre deiner Kindheit in Polen verbracht. Wie viel verbindet dich persönlich noch mit deinem Geburtsland?
Thomas: Ich habe auf jeden Fall ein geteiltes Herz. Die linke Seite schlägt für Polen, die rechte Seite schlägt für Deutschland. Ich war sieben Jahre alt, als wir ausgewandert sind. Ich spreche auch immernoch Polnisch. Es fehlen zwar einige Vokabeln, aber ich denke, wenn man wieder einmal eine Woche da ist, dann kehren diese Worte schnell zurück und alles spielt sich wieder ein.

hitparade.ch: Mit welchem Gefühl hast du dann das Spiel Deutschland - Polen bei der EM verfolgt?
Thomas: Ich bleibe da immer ganz diplomatisch. Der Bessere soll gewinnen.

hitparade.ch: Während der Show meintest du einmal, dass du keinen Plan B hast, solltest du nicht Superstar werden. Dein Album heisst ja jetzt passenderweise "Plan A".
Thomas: Ich finde es echt unfassbar, dass dieser Slogan, dieser Satz in den Köpfen der Leute so hängengeblieben ist. Das war nicht geplant oder so. Die haben mich nach meinem ersten Casting für ein Interview rausgeholt und gefragt, was ich denn mit meinem Leben so mache. Dann habe ich ihnen dies und das erzählt, dass ich die letzten Jahre Musik gemacht habe, jedoch auch ab und zu auf die Schnauze gefallen bin, und dass ich keinen Plan B habe. Ich bin sechs Jahre aus meinem Beruf raus. Ich habe Maschinenbauzeichner gelernt, habe aber immer nur für die Musik gelebt. Ich wollte das einfach unbedingt versuchen durchzubringen, dass ich mein Leben lang nur noch auf der Bühne stehen darf. Wenn es möglich ist.

hitparade.ch: Es sass ja dann noch ein "Plan B" im Publikum. So eine nette Frau. Hat sich da was ergeben?
Thomas: Die musste ich leider enttäuschen (lacht). Ich hab die nie getroffen. Aber lustig war es.

hitparade.ch: Das Album wurde aus Versehen für einige Tage im Internet als Download angeboten. Wie kam es zu diesem Versehen und hatte es irgendwelche Auswirkungen auf eine eventuelle frühere Veröffentlichung?
Thomas: Da sollte sich die Plattenfirma zu äussern. Es war so, dass sich das Albumrelease um eine Woche verschoben hat aufgrund eines Songs. Man hatte mir gegenüber einfach nicht mit fairen und offenen Karten gespielt. Keiner will sich die Schuld in die Schuhe schieben, aber es war nunmal so, dass ein gewisser Song auf das Album kommen sollte, der schon vor einem Jahr von einer Band aus Northeim-Westfahlen veröffentlicht wurde. Ich habe nichts gegen diese Band, ich habe nichts gegen diesen Song, mir hat dieser Song gefallen, deswegen habe ich ihn eingesungen. Aber mich an die Wand stellen, Pistole an die Brust und sagen: "Ach komm, mach doch…". Nein, sagte ich, denn das geht nicht. Ich würde gerne sagen können: "Let It Be", macht mal, dann kommt das drauf, und dann freue ich mich drüber. Aber so hintenrum irgendwie, und "hauptsache der Song kommt auf dein Album". Man hätte mir dies einfach von Anfang an sagen müssen, dann wäre ich wohl ganz anders damit umgegangen. Das ist wahrscheinlich genau das, was die Leute mit Verbiegen meinen. Ich hab da auch meinen eigenen Kopf, deswegen ist dieser Song dann runtergekommen.

hitparade.ch: Was für einen Einfluss bei der Songauswahl hattest du sonst noch?
Thomas: Es ist natürlich so, dass man nach dieser Show mit der Plattenfirma einen Kompromiss schliessen muss. Es muss ja alles relativ schnell gehen. Ich hab innerhalb von zwei Wochen ein Album eingesungen. In diesen zwei Wochen kannst du nicht so kreativ sein, dass du dann deine eigenen Klamotten einbringen kannst, das ist nicht machbar, das gibt's nicht. Also sollte man mit Komponisten zusammenarbeiten. Ein Fehler ist das bestimmt nicht, ich denke, Künstler wie Robbie Williams machen das ja auch. Also habe ich mich mit der Plattenfirma zusammengesetzt, mir Songs angehört und dann ausgewählt. Ich selber brachte noch drei deutsche Songs an. Die sind nun auch drauf und ich bin auch sehr stolz, dass auch was von mir drauf ist, wo ich wirklich mitgewirkt habe von der textlichen Seite her. Was meiner Meinung nach auch nicht gerade unwichtig ist.

hitparade.ch: Zwei Mal bist du bei DsdS mit einem deutschen Song angetreten, mit deinen bisherigen Bands Tonk! sowie Wink hast du auch deutsche Songs interpretiert. Möchtest du im weiteren Verlauf deiner Karriere wieder zu deutschsprachigen Texten zurückkehren?
Thomas: Ich habe in den letzten Jahren viel Deutsch gesungen, die Sprache liegt mir ganz gut, denke ich. Ich fühle mich damit wohl. Ich singe aber auch gerne Englisch. Und vielleicht kommt ja mal ein Song in Polnisch, wenn ich dazu irgendwann die Zeit finde. Ich finde diese Sprache halt auch sehr schön und sie ist auch nicht gerade einfach zu singen und zu sprechen. Vielleicht werde ich mein Glück versuchen, auch auf dem polnischen Markt anzukommen. Mal kucken.

hitparade.ch: Wurde das in Polen wahrgenommen, dass du bei DSDS gewonnen hast?
Thomas: Ja, ich habe viel von meiner Familie, die in Polen lebt, gehört. Onkel, Tanten, Cousinen und Cousins leben ja alle dort, fast meine ganze Familie. Und die haben mir gesagt, dass da auch ein kleiner Hype entstanden ist.

hitparade.ch: Inwiefern sind deine ehemaligen Bandmitglieder in deiner jetzigen Karriere Bestandteil? Das heißt, arbeiten sie musikalisch mit dir zusammen oder sind sie dir als Freund erhalten geblieben?
Thomas: Das alles sind meine Freunde, bei denen ich mich wohlfühle. Ich habe jetzt wieder eine Band auf die Beine gestellt und habe meinen damaligen Gitarristen und den Schlagzeuger wieder mit ins Boot geholt.

hitparade.ch: Wie geht es im Sommer und Herbst musikalisch mit dir weiter?
Thomas: Ich denke es gibt da kein Rezept, mit welcher Musik oder mit welchen Aspekten man da herangeht. Man muss abwarten, Tee trinken und natürlich auch hart arbeiten. Das werde ich versuchen zu tun.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der aktuellen Schweizer Hitparade. Kannst du sie für uns kommentieren?

10. Leona Lewis - Better In Time
Thomas: Ich bin zurzeit irgendwie total schlecht informiert was die Charts angeht. Ich glaube, dass das echt ne ganz ganz tolle Sängerin ist. Ich hab sie gestern sogar kurz im Fernsehen gesehen. Dabei gucke ich momentan praktisch nie fern. Ich kann es nur schlecht beurteilen, aber ich glaube, sie ist nicht umsonst in den Top 10. Und singen kann sie sicher auch ganz gut.

9. Duffy - Mercy
Thomas: Duffy kennt man so, denn eine der Kandidatinnen bei DSDS hat diesen Song ja gesungen, das war die Linda. Ich find den Song richtig geil, hat was. Hat Sexappeal. Und Duffy hat ja auch richtig viel Sexappeal in ihrer Stimme. Das turnt viele Leute wahrscheinlich an. Und deswegen ist sie verdient auf Platz 9 in der Hitparade. Ist ja auch ein Partysong zum Hüftenschwingen.

8. Baschi - Bring en hei
Thomas: Was ist ein Baschi? Kenne ich nicht!

7. Shaggy feat. Trix & Flux - Feel The Rush
Thomas: Ich halte ihn für einen coolen Entertainer, auf jeden Fall. Der singt ja immer so geschwollen. Das hat was, kann nicht jeder, find ich gut.

6. Amy Macdonald - This Is The Life
Thomas: Muss ich sagen, wow, kenne ich nicht!

5. Madonna & Justin - 4 Minutes
Thomas: Ne coole Disconummer auf jeden Fall.

4. Gabriella Cilmi - Sweet About Me
Thomas: Habe ich noch nie gehört…

3. The White Stripes - Seven Nation Army
Thomas: Ich glaube das sind Bruder und Schwester. Coole Kombo mit coolem Humor und geilen Songs würde ich mal so sagen. Absolut. Die habens auf jeden Fall drauf, geil!

2. Enrique Iglesias - Can You Hear Me
Thomas: Den Sohn von Julio Iglesias verbinde ich eigentlich immer nur mit dem Musikgeschmack meines Vaters (lacht). Warum auch nicht, ist ja die Generation damals gewesen. Ich höre Enrique Iglesias persönlich nicht, aber wenn er auf Platz zwei ist, hat er es auf jeden Fall verdient und geschafft, respekt.

1. Kid Rock - All Summer Long
Thomas: Der alte Rock'n'Roller. Ich glaube das ist DER Sommertrack. Ich glaube überall!

hitparade.ch: Noch einen Kommentar zu Fadys neuem Song?
Thomas: Ich freue mich, dass wir alle irgend eine Chance bekommen haben. Er wird es irgendwie richten.