Udo Jürgens

– Als ich fortging

Dass zehn Jahre nach Udos Tod ein unveröffentlichtes Lied auftaucht und unter gewisser Zuhilfenahme der Social-Media-Kanäle veröffentlicht wird, mag wie eine Schlager-Sensation wirken und ist sicherlich auch die Schlager-Sensation des Jahres - aber richtig stark finde ich persönlich den von Michael Kunze getexteten und von Curt Cress zugegeben recht elegant inszenierten Song nicht. Dass das Lied jetzt doch noch seine Ehre erfuhr, ist für mich eher unwichtig - eine sehr starke Komposition ist es nicht, eher eine für Udos Achtziger-Schaffen (1984/85) schwache Ballade, die auf dem "Treibjagd-Album" ein Albumfüller gewesen wäre.

Ansonsten sind die Hardcore-Fans sicher aus dem Häuschen, nehmen das Ganze wie ein Souvenir zur Kenntnis und kaufen oder streamen fleißig. Zugegeben: Eine viel bessere Eigenwerbung hätte die Kampagne "udo90" kaum haben können, aber das ist kein Qualitätszeugnis - ich sehe das halt kraft Amtes als Schlageropa der hitparade.ch-Community ganz objektiv.

Ich bin jetzt nicht unbedingt aus dem Häusschen, aber mir gefällt dieser unbekannte Titel sehr gut. Ich freue mich über diese Veröffentlichung und gebe darum gerne die Höchstpunktzahl.

Irgendwo im Netz habe ich folgendes sinngemäss dazu gelesen: Wenn Udo es so gewollt hätte, wäre der Song noch zu Lebzeiten erschienen. Anscheinend sei es der Gier der Erben zu verdanken, dass dieses Lied ausgerechnet jetzt wieder herausgegraben wurde.

Natürlich freuen sich die Fans über diese überraschende Veröffentlichung.
Ich gehöre nicht zu dieser Fangruppe und nehme den Song eher achselzuckend und gleichgültig entgegen.

Interessant welche Gedanken meine Vorreviewer äußern.
Davon mal abgesehen: Ein starker Udo Jürgens Song, den ich mir mal im Auto laut und in Ruhe anhören möchte.

Kein Karussell-Cover also, sondern eine melancholische Abschiedsballade aus eigener Feder. Geht schon ein bisschen unter die Haut.

Geschenkausgabe für die Fans von ihm und die vom Chansonier Stil. Ansonsten passt es gar nicht in die Single Charts und ist aus der Zeit gefallen.
Depressiv und berührend ist das sicherlich. 4-5*

Die Geschichte ist zu gut: Ein Lied "aus dem Jenseits", noch dazu mit dem Titel "Als ich fortging"! Zu Recht wird Udo in allen Medien hymnisch gewürdigt, geradezu mehr als zu Lebzeiten. Das freut den Fan gewaltig.
Und das ist die Hauptsache, auch wenn sich der Song, wie man in Wien sagt, "wie ein Strudelteig zieht". Schon beim zweiten Satz sucht man etwas irritiert nach dem Takt: Udo singt Triolen, der Musikteppich will nicht so recht dazupassen. Man weiß, von Cress produziert - kann das sein, dass ausgerechnet ein Schlagzeuger nicht zählen kann?! Dann stößt man auf ein Zitat von Cress: "Vergiss die Metrik, der Gesang groovt trotzdem ..." Man vergisst die Metrik nicht und gratuliert zum ersten der 1000 Jürgens-Lieder, das nicht im Takt ist. (Aber ich mag Cress nicht Unrecht tun, vielleicht hat er auch das Beste aus ein paar Schnipsel gemacht.)
Ach, der Kunze-Text. "Ich hab noch was vergessen, hier bei dir." Wieso HIER? Ist er etwa wieder bei ihr?! Hinter oder vor der Tür?! Wir dachten ja, er ging fort. - Auch das Video beschert uns keine Aufklärung: Da schleicht ein Clark-Gable-Verschnitt durchs aschgraue Wien (immerhin!), seltsamerweise meist um öffentliche Gebäude herum. Im vorletzen Kamera-Take blickt er aus dem Innenhof des Rathauses zu einem Fenster hinauf; dort hat noch nie ein Mensch gewohnt - die Angebetete muss eine Wiener Kommunalpolitikerin sein.
Fazit: 5 Sterne für Udos Original, ein Stern für Wien, minus je ein Stern für Takt, Text und Clip, bleiben 3.
Und das Wichtigste: Bitte. bitte, gebt uns, egal wie schlecht die Qualität auch sein mag, ein paar Ausschnitte vom Original-Demoband - angeblich barpiano-jazzmäßig! Das wäre wohl ein echter Udo!!

Stillvoll gelungen - sehr gut

Jeder Sänger hat Songs, die er zur Seite gelegt hat, weil diese Lieder nicht die Lieblingslieder des Künstlers sind. Gerd Grabowski hat mir mal gesagt, er hat 70 Lieder fertiggestellt für ein Album, aber nur 12 waren fürs Album tauglich, die anderen verschwinden in der Ablage. So wird es auch bei Udo Jürgens gewesen sein. Man wollte viele Lieder, die man bei Udo noch gefunden hat, schon längst veröffentlichen. Wegen eines Erbstreits innerhalb der Familie durften keine weiteren Titel von Udo nach dem Tod veröffentlicht werden. Der Streit über die Rechte der Titel wurde inzwischen beigelegt. Es hat sich daher angeboten, diese zum 90. Ehrentag und 10 Jahre nach dem Tode zu veröffentlichen. Mir gefällt das Lied nicht sonderlich gut. Es ist möglich, dass das Album trotzdem Erfolg haben wird, weil es vermutlich das Letzte sein könnte. Darüber wird sich die Plattenfirma freuen und derjenige, dem die Rechte zugesprochen wurden.

Dieser Song wurde in Udo Jürgens' Mottenkiste gefunden und knapp zehn Jahre nach seinem Ableben (bzw. 90 Jahre nach seiner Geburt) dann doch noch auf den Markt gehauen - zynisch könnte man einwerfen: Der Großmeister des deutschen Schlagers (bei dem ich ja immer leicht zusammenzucke, wenn ich ihn mit dem Wort "Schlager" in Verbindung bringen muss) mag sterblich sein, doch die Profitgier stirbt nie. Und so hört man hier einen stilvollen, sich aber ehrlicherweise auch wie Kaugummi ziehenden Song mit viel Schwermut und zeitweise sehr dramatischer instrumentaler Begleitung, was nicht an jeder Stelle wirklich zusammenpassen will, aber auch nicht ausreichend daneben klingt, um "Als ich fortging" zu einer schlechten Nummer zu machen. Bleibt aber weit von seinen Karriere-Höhepunkten entfernt.

Knappe 4 von mir.

Besinnlich und zugleich eigenartig berührende Klänge von Udo Jürgens. Ob er wohl mit der Veröffentlichung dieses Songs einverstanden wäre, stellt sich mir unweigerlich die Frage.

Klar, das es jetzt veröffentlicht wurde.
Das ist kein schlechtes Lied, es fehlt aber das gewisse Extra.

Recht hörenswerte melancholische Ballade, die da so viele Jahre später aus seinem umfangreichen Repertoire ausgegraben wurde. Berührt mich.

Der Song hat seinen Zweck erfüllt, jedenfalls bei mir. Mir sind die Tränen in die Augen geschossen und es war, als sänge Udo aus dem Jenseits zu mir. Würde er jetzt vor mir stehen würde ich ihn am liebsten an mich drücken und so festhalten, das er nicht mehr weglaufen könnte, aber wir wissen alle, dass das nicht geht. Ich vermisse ihn sehr.

Überraschend das mir hier das Geklimper noch am besten gefällt.